Wer mit E-Mails beschäftigt ist – und wer ist das heute nicht – weiß, wie zeitaufwändig das werden kann. Dabei geht es nicht nur um Geschäftliches, sondern auch um Banales, um Spam und Trash – und auch um Tratsch und Klatsch.
Was früher mündlich so nebenbei und in den Kaffeepausen passierte, geht heute moderner auch per Mail. Forscher der School of Interactive Computing an der Georgia Tech in den USA stellten nach Auswertung von 600.000 E-Mails des Energiekonzerns Enron fest, dass 14,7 Prozent der Mails Tratsch zum Inhalt haben. Jede siebente im Büro intern verschickte Mail enthielt Informationen über Personen, die nicht zum Adressatenkreis zählten und musste somit der Kategorie „Klatsch und Tratsch“ zugeordnet werden.
Selbstverständlich wurden auch die einzelnen Hierarchie-Ebenen ausgewertet, mit dem nicht allzu erstaunlichen Ergebnis, dass auf allen Unternehmensebenen geklatscht wird, von ganz unten bis hinauf ins oberste Management.
Die Studie identifizierte sieben Hierarchiestufen im Unternehmen. Erwartungsgemäß fand sich der meiste Tratsch in den Mails der untersten Ebene, aber gleich an zweiter Stelle folgte die zweithöchste Unternehmensebene. Was die erstere wenig freuen wird, die Direktoren und Vizepräsidenten gaben ihren Tratsch vor allem an die Unternehmensspitze weiter.
Das wäre nicht so schlecht, wenn es sich nur um Positives gehandelt hätte, doch kam die Studie auch zu dem Ergebnis, dass es fast dreimal so viel negativen wie positiven Tratsch in den Mails gab. Es wird also wesentlich mehr gelästert als gelobt.
Wer sich nicht zurückhalten kann, sollte immer auch bedenken, dass Mails nicht die Sicherheit von eingeschriebenen Briefen bieten können, sondern eher mit öffentlich einsehbaren Ansichtskarten zu vergleichen sind.
Andererseits ist auch zu bedenken, dass Bürotratsch nicht etwas prinzipiell Schlechtes ist. Das Tratschen sorgt in den Arbeitspausen für Entspannung, fördert die Kommunikation und Regeneration, was der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter durchaus förderlich ist. Kleine Gespräche zwischendurch machen den Büroalltag erträglich, fördern die Jobzufriedenheit und können sich positiv auf die Arbeitsleistung der Belegschaft auswirken.
Allerdings macht es doch einen Unterschied, ob zum Beispiel über die Wahrscheinlichkeit gesprochen wird, mit der Prinz Charles den englischen Thron besteigen könnte, oder ob über Bürokollegen oder -kolleginnen hergezogen wird, dass sich die Wände biegen.
Das könnte dann durchaus zu Problemen führen. Zu bedenken ist auch, dass Klatschmäuler selbst nicht zu den Beliebtesten der Belegschaft gezählt werden. Wer ständig über andere lästert oder gar Gerüchte in die Welt setzt, zieht den Verdacht auf sich, dass er (oder sie) in einer anderen Runde auch über die dann Abwesenden klatscht.