Am 11. September 2019 unterbreitete die Hong Kong Exchanges and Clearing (HKEX) der Londoner Börse (LSE) ein Übernahmeangebot. Das Angebot besteht aus einem Bar- und einem Aktienanteil und beträgt rund 31,6 Milliarden britische Pfund, umgerechnet ca. 35 Mrd. Euro.
Die Londoner Stock Exchange bestätigte das Übernahmeangebot reagierte aber verhalten und betonte, dass das Angebot nicht abgesprochen sei und viele Vorbehalte bestehen würden. Die Anleger honorierten diese Nachricht. Der Kurs der LSE legte nach Bekanntgabe um ca. 15 % zu.
Umstrittenes Angebot
Die Hong Kong Exchanges and Clearing begründete ihre Offerte damit, dass eine Fusion der beiden Börsen die weltweiten Kapitalmärkte in den nächsten Jahrzehnten neu definieren werde. Es sollte die erste weltweite Börse die Asien, Europa und Nordamerika vereine entstehen. Der Finanzstandort London und die Geschäfte beider Börsen sollten dadurch gestärkt werden. Für die Anleger sollte diese Fusion wesentliche Vorteile bereithalten.
Vor sieben Jahren hatte die HKEX die Londoner Metallbörse bereits für 1,4 Milliarden Pfund übernommen. Laut eigenen Angaben prüfe sie schon seit Monaten die Übernahme der Londoner Börse.
Die Londoner Stock Exchange ihrerseits sieht auf eine Serie von gescheiterten Übernahmeofferten zurück. Drei davon kamen von der Deutschen Börse und zwei von der amerikanischen Nasdaq. Erst 2017 hatte die EU Kommission die Fusion der Deutschen Börse und der LSE wegen einer zu großen Dominanz im Clearing Geschäft untersagt. Der Zusammenschluss der beiden Börsen hätte den Wettbewerb zu sehr eingeschränkt.
Auch politisch gesehen ist die Fusion der beiden Börsen ein sensibles Thema. Da Hongkong eine Sonderverwaltungszone Chinas ist, könnte die Übernahme auch als eine Übernahme Chinas interpretiert werden. Die Reaktion der Londoner Stock Exchange fiel entsprechend verhalten aus.
Die Bedingungen der HKEX
Die Hongkonger Börse knüpfte ihr Übernahmeangebot an die Bedingung, dass die von der LSE Anfang August bekannt gegebene Übernahme von Refinitiv nicht zustande kommt. Für die Übernahme des Datendienstleisters hatte die LSE 27 Milliarden Dollar geboten. Der Deal wird derzeit von den Kartellbehörden mehrerer Länder geprüft. Refinitiv bietet Börsenkurse, Konjunkturdaten und Informationen zu Fusionen und Übernahmen an.
Die LSE versprach sich durch die Übernahme von Refinitiv, der Finanzmarktsparte des Mutterkonzerns der Nachrichtenagentur Reuters, eine größere Unabhängigkeit von dem schwankungsanfälligen Handelsgeschäft. Die Londoner Börse teilte mit, an den Übernahmeplänen mit Refinitiv festzuhalten und sie weiterzuführen.
Die Reaktion aus London
Am Freitag, dem 13. September 2019 lehnte die Londoner Börse das Angebot der HKEX offiziell mit einem einstimmigen Beschluss des Aufsichtsrates ab.
Für diese Ablehnung gab es laut LSE mehrere Gründe. Zum einen wollte die Londoner Börse nicht auf die Übernahme von Refinitiv verzichten wie es aus Hongkong gefordert wurde, zum anderen waren es der Wert der Übernahme und die zu engen Verbindungen zur Regierung in Hongkong die laut Beobachtern der Kontrolle Pekings unterliegt, die zu diesem einstimmigen Beschluss führten.
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